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YAMAHA CS 80
Baujahr 1976 bis 1979

Der CS80 ist für uns und die Musikgeschichte ein Meilenstein. Als er 1976 auf den Markt kam, hatte seine Technik alles bis dahin gebaute mit einem Schlag überrollt. Nicht nur, dass er plötzlich ein polyphones Spiel erlaubte. Er hatte darüber hinaus einen polyphonen Aftertouch, mit dem man seinen Sound bis zum letzten ausquetschen konnte - und kann. Für die, die sich mit der Technik nicht so gut auskennen: hier gibt jede Taste einen Ton von sich und wenn man dann einzelne Finger noch etwas stärker herunter drückt, dann kann man damit ganz unglaubliche Klang-Modulationen erzeugen.

Die Tastatur ist einer Flügeltastatur nachempfunden und sie ist - nicht - wie hier früher stand - aus Holz. Das hatte ich mit dem Propheten T8 verwechselt.
Der CS80 steckt so voll von Elektronik, dass er ohne Beine bequem 90 Kilo auf die Waage bringt. Yamaha hatte damals das komplette Wissen in ein einziges Gerät gesteckt und damit einen ganz dicken Brummer ins Leben gerufen, der noch heute konkurrenzlos ist.

Zu denen, die ihn bezahlen konnten (und die Roadies, die ihn tragen mussten), gehören u.a. Brian Eno, Chicago, Duncan McKay (10cc), Frank Zappa, Herbie Hancock, Jean Michel Jarre, Jethro Tull, Kate Bush, Klaus Schulze, Kraftwerk, Paul McCartney and the Wings, Pete Townshend, Peter Frampton (auf dem Track Where I Should Be), Peter Gabriel, Propaganda, Ricard Tandy (ELO), Rick Wakeman, Saga, Shirley Walker (Apocalypse Now Soundtrack), Simple Minds, Steve Winwood, Stevie Wonder, Tony Banks (Genesis), Toto, Ultravox, Vangelis (u.a. Bladerunner-Thema).

Letzterer wird wohl auf immer und ewig als Mr. CS80 in unserem Gedächtnis bleiben, denn er setzt den Synthesizer auf beinahe allen Stücken ein. Theo Bloderer bringt es auf den Punkt, wenn er sagt, dass es für einen Musiker am CS80 schwierig ist, nicht nach Vangelis zu klingen.

Wir haben das gute Stück ganz vorsichtig ins Studio getragen und schon beim ersten Anspielen wich unser Respekt augenblicklich einer großen Spielfreude. Er verträgt sich wunderbar mit unserem restlichen Equipment, vor allem mit dem Yamaha CP80.

Als wir ihn dann endlich im Studio stehen hatten, fragten wir uns, ob er die extrem hohen Erwartungen, die wir mit ihm verbanden, auch wirklich erfüllt. Nein, im Gegenteil: er hat sie deutlich übertroffen.

Im Internet geistern ja unglaublich viele Aussagen über den CS80. Es gibt dort Mythen und Legenden. Es gibt seitenweise Blogs und Foreneinträge über den CS mit vielfältigen Aussagen und Meinungen. Die einen loben ihn in mindestens in den 70sten Himmel und halten ihn für unerreichbar. Die anderen schrauben an ihren digitalen Synthesizern CS80-Sounds nach und halten das alte 90kg schwere Analogmonster für mehr als verzichtbar. Es scheint auf jeden Fall deutlich mehr Kenner der Materie zu existieren, als je CS80 gebaut wurden.

Mein ganz persönliches Fazit ist: wenn man einen Arturia CS80 spielt und ihn mit anderen Musikspuren abmischt, dann werden nur eine Handvoll Experten den Unterschied heraus hören. Aber wenn man seine Qualitäten voll ausspielt, dann gibt es keine Alternative zu ihm. Analog ist und bleibt analog und CS80 ist und bleibt CS80. Vor allem wenn man ihn selbst spielt, dann merkt man, dass es so etwas nicht noch einmal gibt. Für uns ist und bleibt er das Maß aller Dinge - vielleicht noch auf einer Stufe mit dem Sequential Circuits Prophet T8.

Und noch etwas ist uns positiv aufgefallen: in jedem zweiten Bericht ist die Rede davon, dass der CS80 extrem anfällig ist und sich ständig verstimmt. Zumindest für unseren gilt das aber nicht. Einschalten und 15-20 Minuten anwärmen und er schnurrt auf allen 16 Töpfen - zuverlässig wie ein VST. Die Tastatur ist auch nicht "schwabbelig", wie man öfters liest. Und im ersten halben Jahr, den wir ihn jetzt spielen durften, hat er nicht das geringste Anzeichen von "Anfälligkeit" gemacht. Vielleicht liegt es auch daran, dass dieser hier einer der letzten gebauten ist. Beim CS80 ist das ja, im Gegenteil zum Minimoog etwa, ein Vorteil.

Unser hat übrigens eine kleine Modifikation, die ihn vermutlich einzigartig macht. Denn der Vorbesitzer hatte ihn bereits von einem Yamaha Techniker namens Steffen Wiese mit einem Stereoausgang ausgestattet, mittels dem sich die beiden Voices auf getrennten Kanälen ausgeben lassen. Dazu wurden nur vorhandene Schalter und Buchsen benutzt, so dass er sich jederzeit in den Originalzustand zurückversetzen ließe – wenn wir das wollten.

Wir bereiten gerade Sounddemos dazu vor. Wer den CS80 mal auf Stereo gehört hat, der wird nicht verstehen, warum Yamaha ihn nicht direkt mit diesem Feature ausgestattet hat.

Als kleinen Vorgeschmack auf richtige Sounddemos haben wir euch hier ein kleines Video eingebaut, in dem ihr ein paar weitere Fotos sehen und den typischen, legendären Sound hören könnt.


 
 
Letzte Änderung: 14.11.2024 10:49:25
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