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YAMAHA EX 1
Baujahr 1977

Nur eine Handvoll wurden davon gebaut. Vermutlich existieren heute nur noch zwei oder drei davon auf der Welt. Aber die EX 1 scheint auch nicht von dieser Welt. Wer sie spielt, kommt sich vor, wie in Raumschiff Orion. Wer sie tragen muss, kommt sich vor, wie unter Raumschiff Orion.

Rund 200 Kabel mussten von Marcus einzeln durchtrennt und später wieder verbunden werden, damit sich die Orgel zerteilen ließ in tragbare Häppchen. Das größte Häppchen wog dann immer noch 170kg, die unbedingt in den vierten Stock mussten. Sogar der Hocker ist kaum von einer Person alleine zu tragen.

Die vier Stockwerke haben wir zu dritt (Marcus, Orgel und ich) in sechseinhalb Stunden gemeistert. Fünf Minuten davon haben wir getragen und sechs Stunden 25 haben wir Strategiegespräche geführt. Denn die Orgel war schwer und breit und durch das Kunststoffgehäuse äußerst rutschig.

Zu den Überlegungen vorab zählte das worst-case-Szenario. Denn zu allem Übel war das Treppenhaus ein paar Zentimeter zu schmal, die Stufen waren (und sind noch immer) äußerst morsch und wir mussten teilweise die Orgel fast senkrecht stellen. Wenn wir samt Orgel durch das Treppenhaus gekracht wären, dann wäre das halt so gewesen. Wir hätten dann vermutlich gedacht: „Scheiße, jetzt haben wir es echt übertrieben.“ Danach haben wir hin- und hergerechnet und festgestellt, dass wir samt Orgel nur soviel wiegen, wie vier etwas schwergewichtigere Menschen zusammen auf zwei Metern Treppe. Den Sturz durch die einzelnen Etagen konnten wir also fast ausschließen.

Es blieb die Frage, was zu tun ist, wenn Marcus oben die Orgel aus den Händen glitt. Ich hätte dann eine glatte Orgel von 170kg direkt vor mir auf der Treppe, die mit aller Gewalt den Weg nach unten gesucht hätte. Das einzige, was ich hätte tun können, wäre der rettende Sprung auf die Orgel, damit ich nicht darunter zerquetscht würde.

Dessen ungeachtet war es auch eine komische Vorstellung, auf einer Orgel, die wie ein Raumschiff aussieht, durch das Treppenhaus eines Gründerzeithauses zu rutschen.

Auch wenn das für einen Außenstehenden übertrieben erscheint, diese Überlegungen waren uns vollkommen ernst und ich glaube, es waren auch umsichtige und weitsichtige Überlegungen. Aber das versteht wohl nur ein Sammler von alten, schweren Synthesizern.

Trotz oder gerade wegen dieser Überlegungen klappte alles wie am Schnürchen. Wir bauten uns eine Art Netz aus festem Seil und trugen unseren Fang nach oben. Das Rhythmusgefühl kam uns auch da zugute. Denn wir merkten, dass, wenn wir im gleichen Takt schritten, die Orgel am wenigsten pendelte.

Im unteren Geschoss der Wohnung angekommen, schlossen wir mit Genuss die Wohnungstür. Wir hatten das Mindeste erreicht, was wir erreichen wollten. Das Raumschiff war in Marcus Wohnung gelandet. Aber wir wollten ganz nach oben. Das wäre die Meisterschaft.

Jeder schätzte ohne falschen Ergeiz seine Energien ein. Dann der Entschluss: Noch ein Stockwerk und wir würden Weltmeister sein.

Und es ging leichter, als gedacht. Doch direkt vor der Studiotür kam die gefährlichste Passage. Die Kurve war eng und wir mussten die EX-1 fast senkrecht stellen. Marcus musste sie hoch stemmen und ich hatte sie einen Moment lang alleine in den Händen. Beim Herunterlassen wäre Marcus beinahe unter ihr begraben worden. Als sie dann oben mitten im Studio lag, merkten wir, dass wir mit unseren Kräften eine Punktlandung hingelegt hatten.

Danach wurde die Orgel noch auf die Beine gewuppt und wir waren „Weltmeister“.

Manch einer mag sich fragen, warum wir keine Spedition mit der Tortour beauftragt haben. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen hatte Marcus vorher bei mehreren Spezialtransporteuren angefragt, die auch nach einer Ortsbesichtigung zu dem Ergebnis kamen, dass es unmöglich sei, eine solche Orgel in den vierten Stock zu schaffen. Zum anderen überlässt ein leidenschaftlicher Sammler und Musiker nur ungern ein solch seltenes Musikinstrument einem anderen. Da hilft auch keine Versicherung. Das Geld wäre wieder da, doch die vielleicht letzte existierende EX-1 wäre ausgestorben.

Wir können wirklich nur empfehlen: Wenn Sie Ihr Instrument lieben, dann sollten Sie es mal tragen. Danach werden Sie es anders spielen.

TECHNISCHE ANMERKUNGEN VON MARCUS

Aufbau: Wie Volker oben schon darlegte, ist die EX-1 ein echtes Schlachtschiff. Und das ist wörtlich zu nehmen, da Yamaha die spacigen Formen der Verkleidungsteile und des Hockers mit dem Material und den Techniken aus dem Schiffsbau realisiert hat. Diese Teile bestehen aus faserverstärktem Epoxy in der Materialstärke eines Yacht-Rumpfes. Die Säulen und die Bodenkostruktion sind aus Gußeisen gefertigt, Trägerplatten und untere Seitenteile aus Holz.

Schmerzlich musste ich erfahren, dass beim Bau der Orgel konsequent auf Steckverbindungen verzichtet wurde. Sämtliche Kabel (und davon gibt es wohl Tausende) sind feinsäuberlich verlötet und zu allem Überfluss auch noch in heterogenen Bündeln durch die gußeisernen Säulen nach unten geführt. Das Gerät in tragbare Einzelteile zu zerlegen und richtig wieder zusammenzusetzen ist eine Syssiphosarbeit, die ich niemandem empfehlen möchte.

Darum heißt diese Orgel bei uns intern auch der "Monolith" und wird das Aachener Studio (im 4. Stock….!) wohl nie mehr oder höchstens an einem Kran durchs Dach oder noch spektakulärer durch den Fußboden wieder verlassen.

Gimmicks und Interna: Die EX-1 als Orgel zu bezeichnen, wird ihr bei weitem nicht gerecht. Denn obschon mit 10/6 Fußlagen, 4/2 Attacks, Vibrato, Chimes und dem restlichen Orgel-"Must-Have" der Zeit ausgestattet, ist der Bolide vorrangig als Synthesizer konstruiert.
Dabei war wohl mehr als ein scheeler Seitenblick auf die berühmte GX-1 im Spiel, wenn auch die Konstrukteure bei der EX-1 ein leichter zu handhabendes und technisch weniger anfälliges Werk schaffen wollten. Die Synthesizertechnik entspricht in weiten Teilen der CS-Reihe, wobei jedoch die Oszillatoren als digitale Samples des berühmten VCO II (und somit stimmstabil) realisiert sind. Sowohl Obermanual als auch Untermanual verfügen je über einen 7-stimmig polyphonen "Preset"-Synthesizer, wobei für jeden Sound gleichzeitig zwei verschiedene Fußlagen und der Cutoff eingestellt werden können. Jede Stimme verfügt über ein eigenes Paar VCF/VCA und ist somit - unüblich für Orgelsynthesizer - als Vollsynthesizer ausgelegt. Die Presets sind als Widerstandsmatrizen verdrahtet und laden somit zu exzessivem "Modding" ein (siehe auch: Organforum - Unlocking the E-70). Selbst das Basspedal besitzt einen solchen Synthesizer, dieser ist dort jedoch nur monophon.

Als Schmankerl besitzt die EX-1 einen monophonen Solo-Synthesizer mit eigener Tastatur, der intern ein echter CS (mit VCO II und IG000156 Filterchip) und auch als Preset-Synthesizer ausgeführt ist, aber einige brauchbare Beeinflussungsmöglichkeiten besitzt und zudem per Sample & Hold an die analoge Rhythmusmaschine der EX-1 gekoppelt werden kann. Sehr sexy ist die federnd aufgehängte Tastatur, mit der man durch Seitenbewegungen des Fingers Filter und VCA beeinflussen kann.

Weitere Merkmale sind ein Arpeggiator, Kopplungsmöglichkeiten der Manuale, eine analoge Rhythmusmaschine mit Custom-Bass, seitlich kippbares Expression-Pedal für die Filterbeeinflussung, Sustain und Reverb pro Manual für Orgel oder Synth, getrennte Ausgänge für jeden Sound u.v.a.m.

Nicht zu vergessen die mächtigen aktiven Tonkabinette mit einer elektronischen Lesleyemulation auf 14 Lautsprechern pro Kabinett.

Bis auf den fehlenden Solosynthesizer ist die E-70 übrigens intern (fast) baugleich mit der EX-1.

 
 
Letzte Änderung: 14.11.2024 10:49:25
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